Also ist es an der Zeit ihn und mich mal ein wenig ausführlicher vorzustellen. (Achtung, das wird jetzt länger und wem es zu lange wird, der soll gleich zum zweiten Teil mit dem Auto springen).
Teil 1: Wie alles begann.
Eine erste kurze Vorstellung gab es vor gut einem Jahr mal hier, als ich beschlossen hatte in das Projekt J7 ein wenig tiefer einzusteigen. Das Legendenbuch hatte ich da schon ein paar Jahre und war nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung.
Die Infizierung mit dem Offroadautocampen Virus erfolgte sehr schleichend, man könnte sagen es steckte schon immer in mir, ist aber jetzt erst als Krankheit ausgebrochen.
Bei mehreren Gelegenheiten war ich zwar offroad oder abseits der geteerten Straßen unterwegs und das weckte den Wunsch nach „mehr“, aber bis vor eine paar Jahren ist nicht viel passiert.
Wir waren eher mit dem Rucksack unterwegs, Südostasien hat es mir hier besonders angetan.
2016 war dann das Schicksalsjahr, in doppelter Hinsicht. Unsere Zwillinge wurden geboren was natürlich alles verändert hat. Und der Firmenwagen der Frau war weg und ein Auto musste her. Ich hatte zwar keine Ahnung aber mir war klar daß ich keinen Kombi und keinen SUV wollte und schon gar keinen Bus. Eher zufällig wurde es ein Pajero, auch weil er kurzfristig verfügbar war.
Und damit ging alles los. Erstes Jahr noch einfach alles reingepackt und ab nach Frankreich, im zweiten Jahr dann Dachzelt und einen bescheidenen Ausbau, dann Fahrwerk, dann Reifen und schließlich dieses Jahr mit neuem Ausbau zehn Wochen nach Kanada.
Doch schon letztes Jahr traten die Limitationen des Pajeros und des Setups hervor. Wir sind zu viert und haben ein großes Dachzelt, das ist so ein klassisches Aufklappteil, mit Vordach und auch Vorzelt. Bei gutem Wetter ist das OK, auch wenn das Auf- und vor allem das Abbauen schon etwas nervt. Aber bei Regen macht Campen eh keinen Spaß und da wir viel Regen hatten war die Stimmung insbesondere einer Person sehr angespannt. Im Vorzelt kann man durchaus Essen, auch Umziehen etc. geht, bis dann das Wasser quer durchläuft (aber dafür gibts dann ja den Zeltboden, wenn man weiß an welchem Ende der Reißverschluß losgeht). Und Gewitter sind ein Fall für sich, alle ab ins Auto und im Sitzen (nicht) weiterschlafen. Das Fazit ist, daß Dachzelt für Vier ein Auslaufmodell ist. Und bei echten Scheißwetter wäre es schön, wenn man zur Not auch mal im Auto sitzen könnte und dort essen und ggfs. auch schlafen. Dafür braucht man mehr Platz, und auch mehr Höhe.
Das andere Problem ist eher keines, oder eines das ich mir selbst mache oder einbilde oder vielleicht ist es doch real – die Zuladung ist begrenzt, so wie der Platz eben auch und mehr Reichweite wiegt und braucht Platz und die Lösungen für einen Zusatztank sind eher bescheiden und teuer. Denn das Fernziel bleibt Zentralasien und da wären mehr Reichweite und Zuladung – besser. Naja, und Diesel und Euro 6 (ohne Adblue) ist nochmal eine ganz andere Diskussion.
Aber – ich finde der Pajero ist ein super Fahrzeug das viel mehr kann als die meisten ihm unterstellen und ich will den auf keinen Fall schlechtreden (ein J15 hat die gleichen „Problemstellen“) und witzigerweise wäre ich von alleine nicht auf die Idee gekommen den Traum vom Landcruiser 70 zu verfolgen.
Teil 2: Projekt J78
Diesmal wollte ich nicht einfach reinstolpern und daher bin ich dann vom Pajero und Offoad Forum hierher gewechselt und hab viel gelesen. Daneben hab ich dann Angebote eingeholt und die Auto-Marktplätze im Auge behalten. Die erste Frage war natürlich – Benziner oder Diesel, GRJ oder HZJ. Schnell wurde klar, daß ein zwanzig Jahre alter HZJ mit zweihundertausend Kilometern fast so viel wie ein neuer GRJ kostet. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit und da altert viel, auch wenn alles gut gewartet und versiegelt wurde. Die meisten HZJ sind verbastelt (das soll aber nicht negativ gemeint sein, das sind häufig gute Lösungen für den, der sie wollte, aber eben nicht notwendigerweise für mich), manchmal kriegt man ein paar Goodies (z.B. Klappdach) aber meistens haben die dann schon wieder einen extra Preis. GRJ oder auch jüngere HZJ gab es gebraucht praktisch gar nicht.
Und dann ist da ja noch das Problem mit den vier Sitzen…
Ein 76er hat kaum mehr Platz wie der Pajero, mehr Zuladung, ja und auch 130l, aber am Ende ist das nicht der große Unterschied.
Und wie wäre es mit einem Pickup, 79er DC mit Kabine, oder auch Hilux, L200 und Co? Wir haben uns auf der Abenteuer Allrad und anderswo etliche Kabinen angeschaut, leer zum Selbstausbau oder fertig, aber m.E. haben die alle das Problem dass sie eben groß und schwer sind und dann aus dem Fahrzeug eher ein Wohnmobil wird. Und der Radstand ist mir zu lang und der Überhang hinten auch – und jetzt werden viele widersprechen, aber ich werde mit dem Konzept nicht warm. Der Verstand stimmt zu, das wäre eine gute Lösung, aber der Funke springt nicht über. Noch weniger geht ein Bus. Allrad Sprinter oder dergleichen. Nein, nein, nein, das will ich nicht (die Frau wäre nicht abgeneigt). Egal wieviel gute Gründe es geben mag, nein, das ist dann nicht mehr meins, dann lieber wieder Mietwagen, Mietcamper oder was auch immer.
Andrew St.Pierre White (ASPW 4xOverland) preist ja immer die Vorzüge des J78 an („it‘s a VAN“) und in diesem Punkt hat er m.E. Recht, der Troopy ist eben genau das Mehr und Weniger. Der Radstand bleibt unter drei Meter und der Innenraum ist länger und größer und höher – er sitzt zwischen Station Wagon und Pickup. Ein LC200 als großer Station Wagon vielleicht noch, aber der ist schon wieder so schwer und wuchtig?
Also ein GRJ78. Aber da ist immer noch das Problem mit den vier Sitzen.
Tom‘s bietet zwei Zusatzsitze an, gibts auf seiner Webseite und auch als Angebot. Es geht also.
Und dann gibts auch noch die Variante mit der HZJ Rückbank im GRJ. Tom‘s und Extrem verbauen die und müssen dazu Boden und C-Säule verstärken. Ich bin Probe gesessen, man sitzt sehr tief und das Ding ist irgendwie wie eine alte durchgesessene Couch. Umklappen geht auch nicht. Hat mich nicht wirklich überzeugt für das viele Geld.
Und dann kam die entscheidende Idee hier aus dem Forum – frag doch mal Schnierle. Und danach kamen auch die ersten Ausbauten mit Schnierle hier ins Forum. Anruf bei Schnierle ergab, Nestle verbaut die. Telefonate mit den Foristen und die Sache war klar.
Also ein GRJ78 mit Schnierle Sitzen. VanX, um genau zu sein, nur diese lassen sich flach umklappen.
Ich hab dann noch mehrere Firmen angefragt die Schnierle verbauen, und auch drei Angebote bekommen (dazu kann ich bei Bedarf mal separat berichten).
Das habe ich dann mit den Angeboten für ein Fahrzeug der diversen Händler kombiniert. Letztlich bin ich bei Nestle gelandet, auch weil mir die Kombi ‚alles aus einer Hand‘ die Sicherheit der Zulassung gewährt, was ja auch einen Wert hat.
Bestellt habe ich im Februar, das Fahrzeug wurde mir für Juni/Juli avisiert, ich habe aber dann gleich September daraus gemacht weil ich ja in Kanada sein wollte (und war). Daraus wurde dann Anfang Dezember, und dann habe ich noch schnell Winterreifen nachgelegt um vom Hof zu kommen und meine Rostschutzfirma hat die Preise um 20% erhöht und mir einen Termin im Frühjahr angeboten, also hat Nestle doch auch noch den Auftrag bekommen und das alles in einer Woche erledigt und gestern war ich dann endlich dort um den Wagen abzuholen…
Und das ist es geworden:
GRJ78 LKW Zulassung. Zentralverriegelung, Fensterheber. Differenzialsperren vorne und hinten.
Drei Sitze vorne (naja, zweieinhalb, bestenfalls) – zwei Sitze zweite Sitzreihe – zwei Sitze dritte Sitzreihe (gibt es nicht ist aber eingetragen).
235/85R16 Kumho Winterreifen auf den 6x16 Stahlfelgen. Die Dunlop SP kommen im Sommer wieder drauf. Erstmal.
Unterboden- und Hohlraumschutz.
Die Jungs sitzen wie die Könige erhöht und können klasse vorne rausschauen und finden die Schiebefenster richtig gut – weil ich die nicht sperren kann. Ich gewöhn mich noch daran die Schaltung zu finden. Und das Licht im Tunnel einzuschalten und am Ende wieder auszuschalten. Und freu mich halt. <debiles grinsen>
Teil 3: Was kommt als nächstes?
Erst mal nichts. Ich fahr jetzt erst mal ein wenig rum damit, will mich an das Auto gewöhnen, Winterferien im Allgäu, nichts Dramatisches. Pajero mit permanentem Vierrad und Sitzheizung wäre besser geeignet, macht aber Winterschlaf – und ich will ja jetzt GRJ78 fahren.
Wobei, ein paar Dinge sind mir schon aufgefallen die kurzfristig Abhilfe benötigen. Ablagen, ich wußte ja es gibt keine – aber es gibt wirklich keine, gar keine. So ein paar Sachen müssen schon wohin, kann nicht alles im Fußraum und auf dem halben Sitz rumliegen.
Hinten werde ich vielleicht ein, zwei Eurokisten (ich hab da eine Sammlung) mit den Airline Schienen festzurren, dann kann man da was reintun und es fliegt nicht durch die ganze Karre.
Daß das Radio nichts taugt war mir auch klar und ist mir auch nicht wichtig, aber das es nicht mal FM hat war mir dann doch nicht bewußt.
Im Frühjahr kommt irgendwas mit Camping rein und drauf. Altes Dachzelt, ein neues Klappzelt für die Alten und Jungs schlafen drinnen, einfacher Ausbau bis ich weiß was ich will, mal sehen. Probesitzen mit Bierkisten. Mein Kopf ist voll und leer zugleich. Ich muss erst mal das Auto kennenlerne, drinnen wie draußen und beim Fahren.
Ein Klappdach steht auf der Liste, aber das will gut überlegt sein. Eher nicht in 2023.
Reifen und Spurplatten, mal sehen, erst will ich mit den Originalrädern ein wenig den Serienzustand erfahren. 255er wären gut (aber geringe Auswahl), 285er sind mir eigentlich zu breit und schwer, die 235er fahren sich gut, aber das waren jetzt gerade mal 100km. Die 7,5 Alufelgen vom 76er gefallen mir, in schwarz.
Fahrwerk dito – sieht man dann, wenn mal alles dran und drin ist und ich ein Gefühl für den Wagen habe.
Nächste Woche gehts erst mal einen Weihnachtsbaum einladen, endlich mal genug Platz, drinne. In diesem Sinne… besinnliche Tage.
Und vielen Dank fürs Lesen bis hierher. Zur Belohnung noch ein paar Bilder.
Viele Grüße,
Oliver.
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