»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Für alles, was sonst nirgends reinpaßt...
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ochim1103
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von ochim1103 »

Geilen Artikel gelesen - von Heiner Geissler; wer hätte das gedacht!
»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

In der globalen Wirtschaft herrscht die pure Anarchie. Die Gier zerfrisst den Herrschern ihre Gehirne.

Ein Wutanfall

Von Heiner Geissler

»Das Kapital hat die Bevölkerung agglomeriert, die Produktionsmittel zentralisiert und das Eigentum in wenigen Händen konzentriert. Die Arbeiter, die sich stückweise verkaufen müssen, sind eine Ware wie jeder andere Handelsartikel und daher gleichmäßig allen Wechselfällen der Konkurrenz, allen Schwankungen des Marktes ausgesetzt.« Karl Marx/Friedrich Engels, 1848, »Manifest der Kommunistischen Partei«
146 Jahre später warten in Deutschland – als ob es nie eine Zivilisierung des Klassenkampfes gegeben hätte – Zehntausende von Arbeitern auf den nächsten Schlag aus den Konzernetagen von General Motors, Aventis, Volkswagen und Continental, der sie in die Arbeitslosigkeit und anschließend mit Hilfe der Politik auf die unterste Sprosse der sozialen Stufenleiter befördert.
Nicht das Gespenst des Kommunismus, vielmehr die Angst geht um in Europa – gepaart mit Wut, Abscheu und tiefem Misstrauen gegenüber den politischen, ökonomischen und wissenschaftlichen Eliten, die ähnlich den Verantwortlichen in der Zeit des Übergangs vom Feudalismus in die Industriegesellschaft offensichtlich unfähig sind, die unausweichliche Globalisierung der Ökonomie human zu gestalten.
Unter Berufung auf angebliche Gesetze des Marktes reden sie vielmehr einer anarchischen Wirtschaftsordnung, die über Leichen geht, das Wort.
100 Millionen von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen in Europa und den USA und 3 Milliarden Arme, die zusammen ein geringeres Einkommen haben als die 400 reichsten Familien der Erde, klagen an: die Adepten einer Shareholder-Value-Ökonomie, die keine Werte kennt jenseits von Angebot und Nachfrage, Spekulanten begünstigt und langfristige Investoren behindert. Sie klagen an: die Staatsmänner der westlichen Welt, die sich von den multinationalen Konzernen erpressen und gegeneinander ausspielen lassen. Sie klagen an: ein Meinungskartell von Ökonomieprofessoren und Publizisten, die meinen, die menschliche Gesellschaft müsse funktionieren wie DaimlerChrysler, und die sich beharrlich weigern, anzuerkennen, dass der Markt geordnet werden muss, auch global Regeln einzuhalten sind und Lohndumping die Qualität der Arbeit und der Produkte zerstört.
Die Arbeiter in den Industriestaaten und ihre Gewerkschaften, die angesichts der Massenarbeitslosigkeit mit dem Rücken an der Wand stehen, fühlen sich anonymen Mächten ausgeliefert, die von Menschen beherrscht werden, deren Gier nach Geld ihre Hirne zerfrisst. Die Menschen leben und arbeiten in einer globalisierten Ökonomie, die eine Welt der Anarchie ist – ohne Regeln, ohne Gesetze, ohne soziale Übereinkünfte, eine Welt, in der Unternehmen, Großbanken und der ganze »private Sektor« unreguliert agieren können. Die globalisierte Ökonomie ist auch eine Welt, in der Kriminelle und Drogendealer frei und ungebunden arbeiten und Terroristen Teilhaber an einer gigantischen Finanzindustrie sind und so ihre mörderischen Anschläge finanzieren.
Wo bleibt der Aufschrei der SPD, der CDU, der Kirchen gegen ein Wirtschaftssystem, in dem große Konzerne gesunde kleinere Firmen wie Kadus im Südschwarzwald mit Inventar und Menschen aufkaufen, als wären es Sklavenschiffe aus dem 18.Jahrhundert, sie dann zum Zwecke der Marktbereinigung oder zur Steigerung der Kapitalrendite und des Börsenwertes dichtmachen und damit die wirtschaftliche Existenz von Tausenden mitsamt ihren Familien vernichten? Den Menschen zeigt sich die hässliche Fratze eines unsittlichen und auch ökonomisch falschen Kapitalismus, wenn der Börsenwert und die Managergehälter – an den Aktienkurs gekoppelt – umso höher steigen, je mehr Menschen wegrationalisiert werden. Der gerechte, aber hilflose Zorn der Lohnempfänger richtet sich gegen die schamlose Bereicherung von Managern, deren »Verdienst«, wie sogar die FAZ schreibt, darin besteht, dass sie durch schwere Fehler Milliarden von Anlagevermögen vernichtet und Arbeitsplätze zerstört haben.
Das Triumphgeheul des Bundesverbandes der Deutschen Industrie über die Billiglohnkonkurrenz aus dem Osten noch in den Ohren, müssen marginalisierte und von der Marginalisierung bedrohte Menschen sich vom politischen und ökonomischen Establishment als Neonazis und Kommunisten beschimpfen lassen, wenn sie radikale Parteien wählen, weil es keine Opposition mehr gibt und sie sich mit einer Großen Koalition konfrontiert sehen, die offensichtlich die Republik mit einem Metzgerladen verwechselt, in dem so tief ins soziale Fleisch geschnitten wird, dass das Blut nur so spritzt, anstatt durch Bürgerversicherung und Steuerfinanzierung die Löhne endlich von den Lohnnebenkosten zu befreien. Nur Dummköpfe und Besserwisser können den Menschen weismachen wollen, man könne auf die Dauer Solidarität und Partnerschaft in einer Gesellschaft aufs Spiel setzen, ohne dafür irgendwann einen politischen Preis bezahlen zu müssen. Warum wird tabuisiert und totgeschwiegen, dass es eine Alternative gib!
t zum jetzigen Wirtschaftssystem: eine internationale sozial-ökologische Marktwirtschaft mit geordnetem Wettbewerb?
Ideen verändern die Welt.
Auch in einer globalen Wirtschaft sind Produktion und Service ohne Menschen nicht möglich. Neue Produktionsfaktoren wie Kreativität und Wissen sind hinzugekommen. Aber das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Kapital ist geblieben. Die Kommunisten wollten den Konflikt lösen, indem sie das Kapital eliminierten und die Kapitaleigner liquidierten.
Bekanntlich sind sie daran gescheitert. Heute eliminiert das Kapital die Arbeit. Der Kapitalismus liegt derzeit genauso falsch wie einst der Kommunismus.
Der Tanz um das Goldene Kalb ist schon einmal schief gegangen.
Joachim Fritz
>Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.<
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)),

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RBW
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von RBW »

Wundert mich nicht, dass ihn Birne kaltgestellt hat. Wo issn der Artikel her?

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ochim1103
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von ochim1103 »

Ruthard:
Ich habe ihn von ver.di - Hamburg; im Original stand er in: DIE ZEIT 11.11.2004 Nr.47

 
Joachim Fritz
>Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.<
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)),

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Ekki
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von Ekki »

"Die Kommunisten wollten den Konflikt lösen, indem sie das Kapital eliminierten und die Kapitaleigner liquidierten.
Bekanntlich sind sie daran gescheitert. Heute eliminiert das Kapital die Arbeit. Der Kapitalismus liegt derzeit genauso falsch wie einst der Kommunismus."

Mit diesen 4 prägnanten Sätzchen wird der Nagel exakt auf den Kopf getroffen. Sauber!!!
:biggrin: Und was nun???

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ochim1103
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von ochim1103 »

Ich war schon immer der Meinung, dass der alte Marx mit seinen Ideen Recht hatte, auch dass der sich immer wieder umgestaltende Kapitalismus nicht die letzte Lösung für das Gedeih einer harmonischen menschlichen Gesellschaft ist, aber was zu machen?

Laut Marx kommt eine Änderung nur dann „...wenn die herrschenden Klassen mit ihren Methoden nicht mehr weiterherrschen und die unterdrückten Klassen ihre gezwungene alte Lebensweise nicht mehr fortführen wollen“.
Wann kommt es aber dazu?

Die hohen Lohnnebenkosten (siehe bitte das Ende des Zeitungsartikels) sind zu einem Teil dazu notwendig, um einen Riesen-Staatsapparat finanzieren zu können, sind aber auch dazu notwenig, um die Weltherrschaft der imperialistischen Welt weltweit absichern zu können.
Die Asiaten werden  zahlenmäßig immer mehr und wirtschaftlich immer stärker sein. Der Logik nach müsste der erste Schritt eine Konfrontation Europas mit Arabern und Asiaten sein, und ein zweiter Schritt könnte die Zerschlagung der EU sein und dann wieder die Kämpfe und Kriege von neuen „Reichen“ gegeneinander… Ich bin dazu nicht klug genug, aber der Logik nach müssten Marx und Engels auch „wiederaufstehen“!
Joachim Fritz
>Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.<
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)),

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landcruiser
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von landcruiser »

Freund Heiner wird heute leider oft verkannt. Er hat recht früh gemerkt wohin der Zug rollt. Leider nicht früh genug. Mit dem Alter kommt bei manchen Leuten sowas wie Weisheit, Ruhe und Gelassenheit.
Wäre schön, wenn noch ein paar Leute, auf die man hört, auch merken würden, dass das Stöckchen bei uns in der falchen Richtung schwimmt und sich langsam mal was grundlegendes ändern würde.

Ja, ich träum weiter ...

uwe

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moritz
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von moritz »

Ihr seid ja schon wieder fröhlich am Legendenbilden.
Dabei spielt hier doch nur jemand mit Schwefelhölzchen, weil er glaubt, der Abspann habe begonnen, und man müsse jetzt wohl den Leuten den richtigen Ausgang weisen.
Gleiches Schauspiel wie bei den Reformnazis um Staufenberg, deren Erfolg uns glücklicherweise erspart blieb.
Oder hat jemand den Eindruck, Heiner wünsche eine emanzipierte Unterschicht?
Nein, ändern soll sich bitte nichts. Und dem ist es halt dienlich, aus Gründen des internen Friedens wie des externen Konkurrenzkampfes, die Leute wieder von gutem und bösem, schaffendem und raffendem Kapital phantasieren zu lassen. Gefährlich ist das "nur" mittelfristig.
Langfristig ist die Pleite beschlossen, rettet unsere Existenz auf diese Art niemand.
Wir können nunmal nur Veredelung, keine Rohstoffe, exportieren. Eine lebensfähige Wirtschaft mit Binnennachfrage haben wir nie versucht, existiert deshalb auch nicht.
Diese Situation dehnen wir noch nach Kräften, mit unserem Niedriglohn- und Verelendungskurs. Das wird auch noch eine Zeit Rekordergebnisse bringen, denn die internationale Lage ist für uns so günstig wie nie zuvor.
Langfristig, und das ist jetzt Meinung, und dazu meine, verrechnen wir uns da gewaltig:
China, Indien, um gleich und auch nur die wesentlichste Region als Gegenstand unseres Strebens und Begehrens zu nehmen, werden den Teufel tun, und ihre zwei Milliarden Erdenbürger auf deutscheuropäische Produkthörigkeit setzen. Die bauen ihren Krempel selber, und haben natürlich auch Recht damit.
Das aber war schon die Perspektive, die uns langfristig entworfen wird, und von den Entwerfenden wohl mittelfristig auch selbst geglaubt.
Mehr ist da nicht, und kommen wird noch viel weniger ;)
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landcruiser
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von landcruiser »

Bei allem Verständnis Moritz, aber Heiner und den Grafen in einem Atemzug, das halte ich doch für etwas weit hergeholt.

Da liegen, nicht nur zeitlich, Welten dazwischen.

Weltverbesserung - ja, aber realistisch wirds nicht stattfinden. Da ist die Äußerung, und es ist ja nicht die erste, von Geißler doch mal ein Lichtblick, wenn auch ein winziger, der zu echter Hoffnung keinen Anlaß bietet.

uwe

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moritz
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von moritz »

Geht darum, was derjenige will, womit er glaubt, leben zu können, und was er nicht will. Um Konzepte, Interessen (eigene wie durchgereichte),Überzeugungen, weltanschauliche Wahnvorstellungen...
Nicht deren Vergleich, sondern die Frage nach dem Veränderungswunsch und gegebenenfalls dessen Richtung.

Nicht immer gleich das nächstbequemste Abstellgleis nehmen, bitte. Verständnis ist kontraproduktiv. Nachvollziehen bringt weiter, oder eben nicht.

Weltverbesserung? Bei mir wirst Du sie nicht gefunden haben. Beim Geißler auch kaum, oder hat er sich irgendwo aus dem Fenster gelehnt, und Vorschläge gemacht?

(Edited by moritz at 15:33 am 22. Nov. 2004)
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landcruiser
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von landcruiser »

Den Grafen hast du ins Feld geführt.
Und der passt hier einfach, auch als lediglich bildliche Verdeutlichung, absolut nicht.
Ich denk auch nicht dass Heiner Geißler zurück will zu einer Politik der 70er - mit Abwandlungen aus dem inzwischen gelernten -, wie sie in der CDU da üblich, war. Ich glaub ihm schon, dass er inzwischen einiges ganz anders sieht.

Den Grafen würd ich auch nicht als Reformnazi bezeichnen wollen. Denke die -und besonders einige ihrer Vertreter - fand er mehr zum Kotzen und hätte gern den konservativen Weg genommen, den er "für seines Standes angemessen hielt". Da lag der Ansatz wohl gedanklich mehr vor 1933 und das ohne Nazis. Naja, war auch ein Hirngespinst ...

uwe

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Bert
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von Bert »

Wo mein Aufschrei bleibt? Hm... ich denke, irgendwie ist er in einer immer größer werdenden Resignation erstickt. Meine politische "Elite" wurstelt sich seit Jahren durch und fasst Beschlüsse, die ich einfach nicht mehr nachvollziehen kann. Da kann einem schon mal die Luft zum Schreien wegbleiben.

@Moritz: Ich würde ja gerne mal einen Blick auf Deinen SBJ40 werfen, falls der in HH oder Umgebung steht.
Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus. (Max Planck)

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moritz
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von moritz »

Bert,

so öffentlich darf man das nicht bekunden! Aber es freut mich, geht's mir doch ebenso, bin genau da, in Hamburg, und sähe ihn selbst gerne mal wieder, in Bayern.
Mit mehr als diesem kann ich von hier aus leider nicht dienen. Aber das kennst Du vermutlich noch garnicht, wenn Du wirklich eben noch einen Blick darauf werfen wolltest .

Uwe,

wir müssen, im Ansehen Deines "Grafen", ja auch garnicht zusammenkommen. Das Bild bleibt für Dich dann eben holprig. Die Aussage beeinträchtigt das jedoch nicht. Wenn's irgendwo zwischen Euch Dreien ;) einen Entwurf jenseits der Legende von der sozialen Marktwirtschaft gibt, freue ich mich immer, diese zu hören zu bekommen.
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landcruiser
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von landcruiser »

Moritz,

ich hab mit dem Grafen nix am Hut. Weder in der einen noch in der anderen Richtung. Mit einigen Äußerungen von Heiner Geißler kann ich mich schon eher anfreunden.

Einen Ausweg kann ich leider, außer einigen Ansätzen, auch nicht anbieten.

Denkenswerte Ansätze:

- Weg mit der Kfz.-Steuer :-)
- Weg mit den Abschreibungen und anderen Subventionen
- Weg mit den Ausnahmen vom sozialen Sicherungssystem
- Konzentration des Staates auf die Daseinsvorsorge für seine Bürger

um nur mal einiges Reizthemen zu nennen und einige zum Aufheulen zu bringen.

Schwierige Diskussion hier in D. Nimmt man irgendwas von Marx und Engels oder Konsorten in den Mund oder verweist auf irgendwas, was in der ehemaligen DDR funktioniert hat (ganz banal: Pfandsystem oder Kinderbetreuung oder was weiß ich was) wird man als "rote Brut" angeprangert. Vertritt man die Gegenseite ist man gleich "Kapitalist". Man neigt hier sehr zum emotionalen Polarisieren.

Jedoch ist niemand bereit etwas grundsätzlich zu ändern. Es wird an Symptomen herumgedoktert. Dabei weiß jeder, dass es so nicht funktioniert.

Das Grundübel bei allen Lösungsversuchen scheint mir aber ganz einfach zu finden: Der Mensch mit allen seinen kleinen Fehlerchen. An dem muss jedes System scheitern. Ein sozusagen immanentes Systemproblem :-)

So nun ersma genuch Filanterie zum Nachmittach von mir  :-)

Grüsse

uwe

(Edited by landcruiser at 18:52 am 22. Nov. 2004)


(Edited by landcruiser at 18:55 am 22. Nov. 2004)

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moritz
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von moritz »

Quote: from landcruiser on 18:52 am 22. Nov. 2004
....So nun ersma genuch Filanterie zum Nachmittach von mir  :-)

Grüsse.....


Ja, zur Philanthropie versuche ich mich auch immer wieder zu zwingen, aber den Schweinkram unterschreib ich erst, wenn ich weiß, was er bedeutet.
Hab' leider keine Wörterbücher hier, und google bringt mich auch nicht weiter.

Deine Ansätze: Sei mir nicht böse, aber so leicht ist es, Vollbeschäftigung zu schaffen? War ich wohl auf dem falschen Dampfer, zu glauben, das sei ein sich globalisierendes Problem, das sich von Wahlkampfformeln nicht beeindrucken läßt.
Das heißt, der vierte Punkt, ja der ließe sich entwickeln, wenn Utopie erlaubt wäre.
Aber dazu müßtest Du doch wieder ein gutes Wort für die emanzipierte Unterschicht einlegen, beim Geißler.
Denn die SU kommt so schnell nicht zurück, und der Weltmarkt drückt in die Gegenrichtung. Bleibt eigentlich nur Selbermachen. Und da lachen doch bei unserem Zustand die Hühner. Glücklicherweise. Vorerst noch.
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moritz
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»Wo bleibt Euer Aufschrei?«

Beitrag von moritz »

In der Zwischenzeit eben erst Gremlizas aktuelle Herausgeberkolumne gelesen, die anhand einer genannten Zahl einen (nicht ganz) zufällig gut passenden Bogen spannen läßt:

174Mio.

Wenn ich mal eben, garnicht im Sinne der Erfinder, die jüngste Feiertagsentgleisung
(ich bin auch für eine Streichung. Der 1.April hat mich schon immer überfordert!)
zweckentfremden darf:
Die Nordamerikaner arbeiten über's Jahr wohl zehn Wochen länger als wir. Genauer oder zutreffender brauchen wir's hier mal nicht zu erfragen. Die Richtung ist jedenfalls die, in die wir wollen sollen.
Bekanntlich kann aber NA schon mit Mexico nicht mehr konkurrieren, in vielen Bereichen. Mein smallblock jedenfalls ist schon längst aus Mexico ;)
Von Mexico wiederum war schon früher zu lesen, daß selbst in Nischen dortiger Spezialisierung man überraschend schnell an China verlor.
Wer's noch nicht wußte, Mexikanische sind vielleicht garnicht die Verhältnisse, die wir wollen.
China wiederum hat wohl, hier Gremlizas Zahl, 174Millionen Arbeitslose. Nach anderen Schätzungen 300Mio.
Egal, wenn ich selbst abgleichen will, dann stoße ich auf Unterschiede, die höher sind als unsere Gesamtbevölkerung!
Ist das auch noch nicht der Konkurrent, mit dessen Unterbietung wir den Standort D stabilisieren werden?
China selbst hat wohl ein hübsches Wachstum, wenn mich meine Erinnerung nicht gerade trügt.
Allerdings:
"In China, wo VW und Audi...    ...bauen, sinken die Löhne, die bisher im Schnitt 60 Cent pro Stunde betrugen, in diesem Jahr um zehn Prozent, bei den Beschäftigten ausländischer Firmen um sechs."

So schnell kann man garnicht schauen, daß man immer weiß, wohin wir gerade wollen.

Fescher Landy übrigens, der jüngste Beijing:
Bild

http://img146.exs.cx/img146/9159/bjc2vt.jpg


(Edited by moritz at 1:26 am 3. Feb. 2005)
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