Dass nach so langer Zeit mein Login noch funktioniert, hat mich jetzt doch sehr gefreut
Wir neigen dazu, zu vergessen, dass der Verbrennungsmotor im Individualverkehr nur deswegen bestehen kann, weil eine riesige Industrie dahinter die Versorgung sicherstellt, von der Exploration über die Förderung und Raffinierung bis hin zum Verteilnetz. Wir machen uns wenig Gedanken darüber, wie gering der Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors ist, wenn man die Gesamtbilanz über die ganze Kette betrachtet. Hier gehts nicht ums Geld, sondern rein darum, wie viel Energie es bedarf, um einen Liter Kraftstoff bis in den Tank des Abnehmers zu bringen, und zwar von der Förderung bis zur Tankstelle. Als Laie vermute ich, dass das E-Fahrzeug in der Gesamtbetrachtung wesentlich besser abschneiden würde.
Aber die Elektromobilität steht noch ganz am Anfang. Vermutlich wird man in den nächsten 5 Jahren vernünftige Reichweiten aus Energiespeichern mit vernünftiger Energiedichte erzielen, aber das ist nur ein kleiner Teil des zu lösenden Problems. Die gesamte Kette, angefangen bei umweltfreundlicher Stromerzeugung, die Verteilnetze, die entsprechend ausgebaut werden müssen, Optimierung der Ladezeiten und vieles mehr, muss gelöst werden.
Ich mutmaße daher, dass reine E-Fahrzeuge noch längere Zeit eine Nische bleiben werden, bis solch grundlegende Probleme zufriedenstellend gelöst sind und von der Mehrzahl autofahrenden Bevölkerung akzeptiert wird.
Noch ein Wort zur Energiegewinnung: Wie bereits in früheren Postings angedeutet, ist der erforderliche Mehraufwand an elektrischer Energie enorm. Der nächste große Technologieschritt zur Erzeugung elektrischer Energie ist mit ITER und DEMO noch gut 30 Jahre hin. Ich bezweifle, dass die europäische Energiepolitik entsprechende Ausbaupläne mit konventionellen, umweltfreundlichen Kraftwerken heute verfügbarer Technologie hätte, die einen derartigen Zuwachs an Elektromobilität überhaupt ermöglichten. Wollten wir 100% E-Mobilität, würde das vermutlich bedeuten, dass die ganze Nordsee mit Offshoreanlagen zugepflastert ist, und in den Alpen jeder Bach und Fluß von der Quelle bis zur Mündung gestaut ist. Wenn nicht die Politik, dann wird die Realität hier auf die Bremse treten und einem die Freude am E-Auto wegen des durch die Nachfrage steigenden Strompreises versauen, vom Zorn der Mindestrentner und Kleinverdiener auf die E-Mobile gar nicht zu reden. Es reicht schon, wenn man sich die Diskussionen um Ökostrom-Abgaben ansieht. Analogie hierzu gewünscht? Wie enthusiastisch waren wir vor 10 Jahren mit Pflanzenöl im Selbstzünder, bis der Biodiesel-Boom die Preise ruiniert hat. Seitdem, außer vielleicht bei Uwe, ist es hier relativ still geworden.
Bei allen theoretischen Vorteilen, E-Mobilität für die breite Masse ist ein Riesenprojekt, und die Entwicklung geeigneter Fahrzeuge nur ein Teilaspekt für erfolgreiches Gelingen, der Weg dahin eher in Jahrzehnten denn in Jahren zu messen.
Ich möchte nicht missverstanden werden angesichts meiner Skepsis, ich hatte vor Kurzem einen Ampera zwei Tage als Ersatzwagen, und obwohl das wieder "nur" ein Hybrid ist (aber sicher grad der lässigste am Markt), im E-Betrieb ist das Ding einfach der Hammer. Seitdem will ich so was.
Beste Grüße